Auf dem Henriettenplatz lud Anfang Oktober 2015 ein sogenanntes Co-Laboratory einen Tag lang Schüler_innen, Anrainer_innen und Passant_innen ein, bei der Erstellung einer kollektiven Karte des Grätzels mitzuwirken. Die vom Eintagsmuseum entwickelte Skulptur im öffentlichen Raum erregte zunächst durch ihre Größe Aufmerksamkeit. In ihrem Inneren bot sie einerseits einen Ausstellungs-Raum, in dem das mit dem BRgORg 15 unter dem Titel „Atlas unsichtbarer Räume“ durchgeführte einjährige Mappingprojekt zur Schulumgebung gezeigt wurde, andererseits einen Labor-Raum in dem Alltagswissen aus der und über die Nachbarschaft gesammelt wurde. Zur Kooperation wurden auch urbane Akteure aus der näheren Umgebung, wie die öffentliche Bibliothek, die Gebietsbetreuung, die Schulen, die Geschäftstreibenden, die Kulturinitiativen eingeladen. Es sollte in Gesprächen und Mini-Workshops mit Schüler_innen weiteres Wissen generiert werden, welches sogleich für alle sichtbar der Sammlung hinzugefügt werden konnte.

Workshop Stadt-Geschichte

Die im Wahlpflichtfach BE erstellte „Weltkarte der Schulumgebung“ enthielt zahlreiche von den Schüler_innen markierten Lieblingsorte und Un-Orte, in der im Fach Medienkunde erarbeiteten „Hörspielexpedition“ wurden einige dieser Orte durch Fiktionen ergänzt. Aus dieser Vorarbeit entwickelte sich die Frage, wie sich Stadtbilder aus Erinnerungen und atmosphärischen Erzählungen zusammensetzen. Gemeinsam mit der Stadtbücherei und dem Bezirksmuseum entwickelten wir ein Setting, in dem Menschen Erlebnisse aus ihrer persönlichen Erinnerung erzählen, die an bestimmte Orte im Bezirk geknüpft sind. Diese sollten mit historischen Begebenheiten ergänzt werden.

Das Gespräch mit Historikerinnen des Bezirksmuseums und Mitarbeitern der Stadtbücherei, die fast alle auch biografische Verflechtungen mit dem Bezirk hatten, fand in der Stadtbücherei statt. Rundherum waren historische Fotos und Stadtpläne angeordnet, in der Mitte eine handgezeichnete Karte der Schulumgebung für die Verortung der Geschichten. Die Schüler_innen des Wahlpflichtfaches Deutsch hören zu, brachten eigene Erlebnisse ein, markierten Orte und notierten Geschichte(n). Sämtliche Geschichten sollten schließlich schriftlich und/oder zeichnerisch umgesetzt in die Karte eingearbeitet werden. Zusätzlich stellte uns das Bezirksmuseum die historischen Fotografien und Pläne zur Verfügung, die danach mit Anmerkungen und Anekdoten überlagert beim Co-Laboratory ausgestellt wurden. Diese Dokumente konnten wiederum Passant_innen anregen, über das heutige Stadtbild zu reflektieren oder ihre persönlichen Erinnerungen aus dem Stadtviertel einzubringen.

 Workshop Mehrsprachigkeit und Migrationswege

Als Leitbild diente uns die im letzten Semester mit der Klasse 5b erstellte „Karte der Mehrsprachigkeit“. Die vorhandene Legende der Karte der Mehrsprachigkeit sollte mit Hilfe aller Teilnehmer_innen am Co-Laboratory in so viele Sprachen wie möglich übersetzt werden. Weitere Verortung von Alltagswissen zum Thema Sprache sollte mit Sprechblasen hinzugefügt werden. Für das Co-Laboratory suchten wir nach Formaten, wie man das Thema Mehrsprachigkeit an der Schule und im Bezirk auf unterschiedliche Weise sichtbar machen kann. Die Schüler_innen entwickelten in Gruppenarbeit drei Hauptideen: Kochbuch der Lieblingsgerichte, Diagramm der Migrationswege, Interviews zum Thema Flucht. Diese drei Themenkomplexe wurden selbstständig vorbereitet, wir unterstützen bei der Suche nach gezeichneten Rezeptbüchern, bei der Strukturierung der Migrationswege,  die nach gegenseitiger Befragung aufgezeichnet wurden und bei der Abwägung angemessener Fragen zum Interview. Schließlich wurden die selbst gekochten Speisen beim Co-Laboratory verzehrt und die Rezepte Teil der Ausstellung. Die Migrationswege wurden in Form eines überdimensionalen Diagramms aus Ortsnamen und verbindenden Wollfäden am Ballspielkäfig für alle sichtbar installiert. Das Interviewteam sammelte Geschichten, die später transkribiert und in die Karte übertragen werden sollten.

Co-Laboratory

Nachdem die Co-Laboratory-Skulptur am Vortag der Aktion in strömendem Regen mit Unterstützung einiger Schüler_innen vor der Schule aufgebaut worden war, wurde das Co-Laboratory als Arbeitsplatz eingerichtet. Im Mittelpunkt des zeltartigen Raumes stand ein zwei mal drei Meter großer Tisch mit Sitzbänken, auf diesem lag eine Karte der Umgebung in deren Mitte die Schule markiert war. In dieser handgezeichneten Karte waren bereits Arbeitsergebnisse aus den verschiedenen Projektphasen (Weltkarte der Schulumgebung, Hörspielexpedition und Karte der Mehrsprachigkeit) eingearbeitet, wichtige Strassennamen und Adressen urbane Akteure, wie z.B. die Stadtbücherei, das Bezirksmuseum, der Schwendermarkt waren zur Orientierung eingezeichnet. Das Arbeitsmaterial, Label, Sprechblasen, Aufkleber wurde im Vorfeld aus Zeichnungen der Schüler_innen entwickelt, dann vervielfältigt, gemeinsam ausgeschnitten und in der Skulptur verteilt, zusätzlich lagen Stifte bereit.

Das Co-Laboratory wurde im Laufe des Tages von Schüler_innen und Passant_innen besucht, alle trugen als Expert_innen zu dieser Sammlung über ihre alltägliche Umgebung bei. So entstand ein eintägiges Labor des in/formellen Wissens über den Stadtraum. Mit dem Erlebnis, Stadt selber zu schreiben, setzt sich der Impuls einer kollektiv gestalteten Stadtkarte, die aus vielen Stadtbildern zusammengesetzt wurde, hoffentlich auch bei allen Beteiligten in ihrem alltäglichen Umgang mit der Stadt fort.

Atlas urbaner Akteure

Ein Projekt von Eintagsmuseum und Akademie geht in die Schule, Akademie der bildenden Künste Wien, Team: Frank Hagen, Johannes Hoffmann, Antje Lehn, Günay Özali, Johanna Reiner,

Kooperationspartner_innen: BRgORg 15 Henriettenplatz, Stadtbücherei Schwendergasse mit Bezirksmuseum Rudolfsheim-Fünfhaus, PROSA Projekt Schule für Alle Schüler/innen und Lehrerinnen des BRgORg 15 Henriettenplatz:

Workshop Stadt-Geschichte in Kooperation mit Stadtbücherei und Bezirksmuseum

Vorbereitung und Umsetzung im Wahlpflichfach Deutsch ab Mitte September bis Oktober

Lehrerin: Eva Eichmair

Schüler_innen: Morteza Alemi, Eset Alvieva, Moheb Ayobi, Selma Delkic, Zeynep Ersöz, Tamirlan Korigov, Kifah Shendi, Mansur Soltaev, Natasa Stojanovic, Andelina Strbac, Janina Woloschtschuk sowie Takwa Ghali, Mergim Kabashi, Edmonda Lekaj und Rajmonda Lekaj (15 Schüler_innen der 6b und 6d)

Workshop Mehrsprachigkeit und Migrationswege in Kooperation mit PROSA

Vorbereitung und Umsetzung im BE Unterricht ab Ende September bis Oktober

Lehrerin: Caro Estrada-Steiger

Schüler_innen: Selma Delkic, Gizem Karababa, Ivana Miladinovic, Alexandra Paunovic, Denise Kern, Safete Naipi, Jelena Knezevic, Mariem Abdelazez, Bilal Kilic, Zeynep Ersöz, Mustafa Kilic, Elham Omari, Amro Hassan (13 Schüler_innen der 6b)

Gefördert von der Bezirksvertretung 15 und KulturKontakt Austria